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Samstag, 16. April 2011

Tour de Shangri La (Teil 2)

Um von Benzilan weiter nach Norden zu gelangen, mussten wir zuerst einmal den Yangtse überqueren. Zum Glück gab es in Benzilan eine neue Brücke, allerdings war diese noch nicht ganz fertiggestellt. Die Auffahrt war erst als 3m hohe Sockel- Ummauerung vorhanden. Das bedeutete die Velos abzupacken und alles einzeln über die Mauer zu balancieren. Während Priscilla am Brückenkopf wartete und ich am Balancieren war, begannen ein paar nette Helfer ebenfalls Taschen mitzunehmen. Da ich in solchen Situationen eine gewisse Skepsis nicht unterdrücken kann, kam ich mir bald vor wie beim Wolf- Kohl- Geiss- über- den- Fluss- schippern Quiz.
Auf der anderen Flussseite erwartete uns zuerst einmal eine schöne Fahrt durch einen steilen, felsigen Canyon. Bald bogen wir in einen Nebenarm des Yangtse ein, weiter einer engen Schlucht folgend, bis etwas überraschend Wohnsilos auftauchten, die zur chinesischen Stadt Derong gehörten. Zuvor gab es nur kleine tibetische Dörfer. Während der tibetische Baustil in der Hochebene an Engadiner Häuser erinnert, sind die Häuser in den Tälern weiss, nach oben verengend, mit flachen Dächern und buntverzierten Fenstern.
Von Derong ging es über die ersten höheren Pässe bis nach Xiangcheng. Es waren dies zwei weitere wunderschöne Fahrtage, bald verliessen wir das trockene Flusstal und die Hänge waren nun bis hoch hinauf mit Nadelwäldern bewachsen. Am letzten Tag vor Xiangcheng fanden wir, dass wir nach dem morgendlichen 3800er Pass am Nachmittag auch noch einen richtigen 4000er machen könnten. Das konnten wir auch, allerdings war es kurz vor 8 Uhr abends, als wir die Passhöhe erreichten. Die Abfahrt im Schein der Stirnlampe war dann ziemlich abenteuerlich und es war kurz vor 10 Uhr, als wir leicht unterkühlt im Hotel ankamen. In Xiangcheng pausierten wir nochmals einen Tag, an welchem ich vor allem nach einer Lösung für mein Visaproblem suchte. Mein Visa war nur bis ende April gültig, die geplante Tibettour sollte von Mitte April bis Anfang Mai dauern und eine Visa- Verlängerung ist eigentlich erst fünf Tage vor Ablauf, im Tibet aber überhaupt nicht möglich. Eine interessante Ausgangslage also, ich musste damit rechnen, für ein neues Visa noch kurz nach Hong Kong zu reisen.
Wir machten uns dann - ohne konkrete Lösung- auf den Weg nach Shangri La, drei Tage mit ein paar Pässen war geplant. Doch nach ein paar Emails unterwegs und 40 Km entschieden wir, zwecks Wahrung der letzten Chance, das Visum doch noch in Shangri La zu verlängern, möglichst rasch per Autostopp nach Shangri La zu fahren. Wir hatten Glück, auf der Strecke gibt es kaum Verkehr, doch bereits nach einer halben Stunde luden wir die Velos auf einen leeren Grosslaster und stiegen in die Fahrerkabine. Die achtstündige Fahrt über die grossartigen, teils unbefestigten Bergstrassen war fantastisch und manchmal haarsträubend.
Leider blieb die verantwortliche Amts- Stelle in Shangri La, das Public Security- Büro (PSB) unnachgiebig und wollte mein Visa nicht verlängern, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als nach Leshan bei Chengdu zu reisen, wo das PSB etwas flexibler ist. Priscilla blieb in Shangri La, machte ein paar Ausflüge und ich war nach drei Tagen mit neuem Visa zurück.
Über die Tücken der chinesischen Bürokratie werde ich mich dann in einem anderen Beitrag noch auslassen- gegen die Organisation der Tibetreise war die Visageschichte aber ein Kinderspiel.
Doch nun sind wir im Tibet und morgen starten wir von Lhasa zur Fahrt nach Kathmandu, wo wir in gut zwei Wochen ankommen wollen.

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