Die letzte Woche im Iran brachte nochmals einige mehr oder weniger angenehme Ueberraschungen und schoene Erlebnisse, Ab Shiraz nahm ich ja aus Ruecksicht auf mein Hinterrad den Bus bis nach Bandar Abbas und musste hinter Glas die schoensten Landschaften vorbeiziehen lassen. Von Bandar Abbas aus, einer geschaeftigen Hafenstadt am persischen Golf mit einem bunten Gemisch an Bewohnern - Iraner, Araber, Pakistaner, Afghanen- nahm ich ein Boot nach Qeshm Island. Diese Insel liegt wenige Kilometer vor der Kueste, ist gut hundert Kilometer lang und wenige Kilometer breit, damit bestens zum Radfahren geeignet. Waehrend vier Tagen war ich gemuetlich auf der Insel unterwegs, mit dem neuen Gefuehl, nicht vorwaerts kommen zu muessen. Richtige Badestraende gibt es auf Qeshm nur wenige, dafuer aber nette kleine Fischerdoerfchen, die noch immer so aussehen wie Dubai vermutlich vor 100 Jahren. Im Inselinnern gibt es fantastisch erodierte Felsformationen. Der Hauptort ist eine zollfreie Zone und dadurch ein Shoppingparadies fuer die Iraner. Waehrend meinem Aufenthalt war irgendein Feiertag, an dem die Muslime nach Mekka fahren und die Kabash umrunden. Ich stellte fest dass viele auch nach Qeshm zum Shopping fahren.
Die Inselrundfahrt brachte mir nochmals ein paar Tage das 'on the road in Iran'- Gefuehl zurueck. Da ausserhalb des Hauptortes nicht gerade viel los ist auf Qeshm, gab es angenehm wenige Autos auf den Strassen und genuegend schoene, ruhige Zeltplaetzen etwas abseits der Strassen. Und mein Hinterrad machte die Tour ueberraschend gut mit (allerdings nur mit ausgehaengter Bremse).
Zurueck in Bandaar Abbas war die erste Ueberraschung, dass Denise und Jule auch bereits da angekommen waren und auf die Faehre nach Dubai warteten. Die zweite Ueberraschung war weniger erfreulich, der Rucksack mit (Winter) Kleidern, den ich im Hotel deponiert hatte war verschwunden. So kam ich zu einer unfreiwilligen Gepaeckerleichterung, was dann das neue Hinterrad freuen duerfte. Dem Hotelier war das hoechst peinlich und er entschaedigte mich so gut er konnte. Da ich ein Grossteil der abhanden gekommen Kleider vorerst nicht benoetige (ich rechne fest damit, dass der suedostasiatische Winter keine dicken Pullis, Muetzen und Handschuhe verlangt), war der Verlust wenigstens in dieser Hinsicht ertragbar.
Auf Qeshm |
Mehr als fuenf Wochen habe ich nun im Iran verbracht. Erlebt habe ich das Land wie einen etwas schwierigen Berg, der etwas muehsam erklommen werden muss, dabei aber seine rauhe Schoenheit offenbart. Nicht ganz einfach zugaenglich fand ich das Land, obwohl die Iraner selbst sehr interessiert, offen, hilfsbereit und gastfreundlich sind. Vieles ist doch fremd und nur schwer verstaendlich und aus meinem westlichen Blickwinkel fehlte mir das Vergnuegliche, der Genusssinn. Ich verspuerte auch eine leise Unterdrueckung der Bevoelkerung, es faellt schwer zu glauben, dass die Bevoelkerung es begruesst, so genussfeindlich zu leben. Auch faellt es mir schwer zu glauben, dass die Haelfte der Bevoelkerung den ihr auferlegten Kleidungszwang begruesst. Die Religion ist sehr praesent, ueberall wacht der aktuelle Religionsfuehrer ueber sein Volk, laechelt weise von den Plakaten. Oft ist er auch zusammen mit Ayatholla Khomeini, dem Anfuehrer der Revolution von 1979 abgebildet (der dann aber ernst dreinschaut). Viele Iraner, mit denen ich sprach, auesserten rasch, mehr oder weniger direkt, ihr Unbehagen mit der Regierung, dem System.
Eindruecklich waren vor allem die Iraner selbst, die grosse Geschichte des Landes und die Landschaft, gepraegt von Bergen, Sand, Erde, Fels und dem gelegentlichen Gruen entlang den Fluessen oder an Oasen.
Ich habe das Land nun hinter mir gelassen, kann das ganz einfach, im Gegensatz zu vielen Iranern, und nun beginnt fuer mich das neue Kapitel in Suedostasien.
Abflug aus dem Iran |
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